The Social Wars – Die Apps Jodel und Yo

Der Markt der sozialen Medien ist immer heiß umkämpft. Heute möchte ich zwei junge Unternehmen vorstellen. Beide Netzwerke funktionieren über Apps, was inzwischen ja den Standard darstellt und Desktopapplikationen dadurch auch zum größten Teil verdrängt wurden.

Jodel_Yo_InfosJodel

Jodel ist eine anonyme App, die explizit als Campus-App ausgewiesen ist und genau dort auch die größte Verbreitung findet. Genau wie das amerikanische Yik-Yak braucht man für Jodel keine Identität anzugeben, alles läuft anonym ab.

Die Idee dahinter ist, dass man von der App per GPS geortet wird. Im Umkreis von 10 Kilometern werden dann Jodels, kleine twitterartige Nachrichten in die Zeitlinie der anderen Nutzer eingeblendet. Ebenso koennen Fotos geteilt werden.

Die einzigen Informationen über den Schreibenden sind die Standortdaten. Diese werden als sehr nah, nah oder mit dem Ortsnamen angezeigt. Naturgemäß findet diese App deshalb an Universitäten starke Verbreitung. Denn dort gibt es genügend Appliebhaber.

Yo

Yo hingegen setzt minimalistische Eckpunkte. Die einzige Kommunikation geht über sogenannte ‚Yo’s. Diese Ausrufe können an Freunde innerhalb des Netzwerks oder öffentlich verbreitet werden. Angehängt an diese ‚Yo’s sind normalerweise Links, Ortsinformationen oder Bilder.

Das heißt, auch hier sind die Informationen beschränkt. Nur ist Yo das genaue Gegenteil von Jodel. Hier sind nicht die Metainformationen spärlich gesät, sondern die Nachricht selbst. Dafür bekommt das Drumherum einen wichtigeren Aspekt.

Viele Unternehmen haben Yo schon entdeckt. Denn nicht nur Freunde werden über Yo erreicht, man kann im Yo Store auch verschiedene Seiten abonnieren. So ist im Businessteil des Stores zum Beispiel die Seite Entrepreneur eingetragen. Andere Firmen wie TechCrunch funken ein Yo an Abonnenten, sobald ein Tweet von ihnen mehrere hundert Retweets erhalten hat. Auf diese Weise können alle Art von Inhalten verbreitet werden.

Die App ist nicht nur für Studenten interessant, sondern eignet sich hervorragend als Benachrichtigungsapp ohne die grossen Zeitansprüche von Whats App oder Facebook zu haben.

Praxis

Nutzung von Jodel

Die App Jodel konnte ich im Umfeld des KIT in Karlsruhe testen. Passend dazu bin ich ebenso aus der Stadt herausgefahren und konnte testen, wie es sich mit der Nutzung auf dem Land verhält.

Wie erwartet ist Jodel an der Universität vielgenutzt. Befindet man sich in der Karlsruher Innenstadt bekommt man die meisten Jodels direkt aus der Uni, wenn man nach den Nachrichten urteilt. Eine Flut wie bei Facebook würde die App wahrscheinlich ersticken, trotzdem kommen innerhalb von 10 Minuten meist um die 5 Jodel zustande.

Weiter außerhalb dagegen finden sich weniger Nutzer, die sich über die kleine Anzahl von Jodlern beschweren. Hier sind in der Stunde nur wenige Jodel zu verzeichnen.

Nachrichten in Jodel

Die Nachrichten sind dabei sehr verschieden. Oft werden Witze erzählt, typische Studentengeschichten geteilt oder die mal pünktliche oder notorisch unpünktliche S-Bahn kommentiert. So weit, so normal.

Interessant wird es aber, wenn Leute nach Vorschlägen fragen, wo sie einen Kaffee oder Bier trinken sollen. Dann wird viel kommentiert und es werden Tipps gegeben. Hier werden immer wieder lokale Geschäfte beschrieben.

Die Anonymität sorgt bei den Nachrichten für Unverblümtheit. Manchmal sind die Kommentare sehr deftig, obwohl ich keine Jodel unter der Gürtellinie gesehen habe. Diese können auch gemeldet werden und so ist die App kein Ort für Mobbing. Abgeschlossen werden die meisten Nachrichten mit einigen Hashtags.

Viele sammeln gerne Karma. Dieses bekommt man für positive Bewertungen des eigenen Posts. Außer dem inneren Zen kann man allerdings mit diesem Karma nicht viel anfangen.

Fazit

Jodel hat großes Potential und erfreut sich in jungen Kreisen hoher Beliebtheit. Die Anonymität bietet Vor- und Nachteile. Besonders zu nennen ist der schnelle Einstieg, denn man braucht keine große Freundesliste, um mit der App Kommunikation zu betreiben oder zu beobachten.

 

Nutzung von Yo

Bei Yo könnte man auch mit Menschen aus Hamburg in Kontakt treten, während man selbst in München lebt. Das klassische soziale Netzwerk, wenn da nicht die „Inhaltsarmut“ der Nachrichten wäre.

Ich habe an einige Freunde Einladungen verschickt. Zusätzlich kann man auf Yo verschiedene Seiten abonnieren. Konkret heißt das, dass bestimmte Angebote an jemanden gerichtet wird, der sich zum Beispiel besonders für Sport interessiert. Es kommt dann für jedes Tor des Lieblingsvereins ein Yo in die Push-Nachrichten des Handys.

Diese Nutzung hat sich in der Testphase auch als der beste Verwendungszweck für die App herausgestellt. Da nämlich sonst wenige Informationen bereitstehen, werden einzelne Yos gerne mal ignoriert. Gewöhnungsbedürftig ist auch das (abstellbare) gesprochene Wort, sobald etwas in der App passiert.

Abonnements und Freunde bei Yo

Ich habe eifrig abonniert und mich dabei auf News (USA Today, Wired), Business (Entrepreneur) und Technology (TechCrunch) konzentriert. Dazu abonnierte ich eine Seite, die mich benachrichtigen sollte, sobald irgendwo auf der Welt ein Diktator gestürzt würde.

Eine Fernsehsendung hatte ich auch im Abonnement, jedoch bekam ich in der Testphase keine Benachrichtigungen von ihnen, obwohl sie auf Sendung war. Andere Seiten haben ebenso mit den Yos gegeizt.

Wirklich gut hat nur die USA Today täglich auf ihren wichtigsten Artikel verwiesen. Ein Dikator wiederum wurde, meines Wissens nach, in der Testphase auch gar nicht vom Sockel geholt. Da konnte keine Nachricht auftauchen. Und mein Lieblingsverein ist leider auch notorisch geizig mit Toren. Verständlich ist dies alles vor dem Hintergrund, dass Yo ursprünglich eigentlich als Scherz-App gedacht war. Nur wurde sie viel erfolgreicher, als jemals angedacht wurde.

Von meinen Freunden kamen nur welche zu Yo, die ich nochmals ansprach und sie darum bat. Sehr nützlich war dann an einem Abend der kurze Austausch unserer Standorte. Und ein Freund schickt mir nun täglich einen Link zu Sachen, die er lustig findet. Da ich seine Email auch jeden Tag bekomme, hat mir das allerdings eher weniger geholfen.

Fazit

Yo ist es deutlich anzumerken, dass es eine Partyidee gewesen ist. Die poppige Aufmachung macht in ihrer Simplistik einiges her und ist sehr geradlinig. Viele Farben (wie auch bei Jodel) und Schrift. Die Nutzung wiederum ist deutlich in Abonnements und Freunde aufgeteilt. Die Abos funktionierten leider nicht immer so gut, wie man es erwartet sollte, trotzdem war es erfrischend, die App auszuprobieren. Nur was das längerfristige Potential angeht, bin ich noch im Zweifel.

Wer gewinnt diesen Kampf? Ich sage 2-1 für Jodel.
 

Matthias Busam

Über den Autor

Matthias ist seit über 10 Jahren im Marketing aktiv und hat in dieser Zeit nahezu jeden Trend mitgemacht. Gut wie schlecht.

All das führte ihn dazu, Marketing nicht als Gimmick Aktion zu betrachten, sondern eher auf strategischer Ebene langfristige Ziele zu erreichen.

Am liebsten entwickelt er neue Strategien und Methoden, durch die Interessenten geführt werden können, um ein besseres Nutzererlebnis zu haben und zu zufriedenen Kunden zu werden.

Gerade durch sein Ethik Studium ist es ihm wichtig, dass Marketing ohne Hype und falsche Versprechungen gelebt wird.

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